Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Marcus Lutter wurde in der vorigen Woche mit einem Preis für sein Lebenswerk geehrt. Den Preis verlieh die größte deutsche Aktionärsvereinigung, die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V., welcher der Geehrte über 40 Jahren mit Rat und Tat zu Seite stand.
Lutter schrieb vor 40 Jahren über den „Aktionär in der Marktwirtschaft” (Auszüge Google):
„Es ging mir bei diesen Überlegungen um die Bestimmung der Aufgaben des Aktionärs in einer auf den Ausgleich sozialer Spannungen ausgerichteten Marktwirtschaft. Es ging mir aber auch um den Versuch, vom klassischen Bild des Aktionärs als einem reinen Kapitallieferanten ebenso wie vom verzerrten Bild des Aktionärs als einem Spekulanten wegzuführen; wäre seine Aufgabe nur die eines Kapitallieferanten, so wäre zugleich jedes andere System zweckmäßiger als das des Aktiengesetzes von 1965. Tatsächlich aber hat der Aktionär darüber hinaus – Kapitallieferant muß er bleiben und die Erlaubnis zur Spekulation ist ein Mittel, sein Interesse zu wecken – zentrale Aufgaben im System einer dezentralisierten und sich selbst regulierenden und organisierenden Marktwirtschaft. Er hat insbesondere die offene und durchaus auch politische Debatte um Aufgabe und Ziel des einzelnen Unternehmens in dieser Ordnung und im Hinblick auf Art. 14 GG zu gewährleisten. Er hat in seiner Person weiterhin den Gedanken der Vermögensstreuung sicherzustellen und gleichzeitig zu gewährleisten, daß nicht gerade dieser Gedanke nur als Maßnahme globaler Fürsorge im Sinne der heute geforderten Gewinnabgabe mißverstanden wird. Deshalb auch müssen sich seine Befugnisse signifikant von denen in einem Fürsorgeverband unterscheiden: Deshalb die Forderung nach Aktionärsgemeinschaften, deshalb eine Vertreterversammlung mit wirklichen Aufgaben und Möglichkeiten statt reiner Frustration, deswegen die Öffnung des Aufsichtsrats auch für den kleinen Publikumsaktionär.
Sieht man es so, so kann der Aktionär in einer sozialen und dennoch auf Selbstbestimmung und Delegation beruhenden Marktwirtschaft statt erbitternd durchaus stabilisierend wirken. Statt zur Systemüberwindung zu reizen, kann er mithelfen, das System einer auf Teilhabe möglichst aller Bürger angelegten Wirtschaftsordnung zu verwirklichen.” (Schlussbemerkungen S. 45 f).
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