Aus SPIEGEL-Online:
Die Piraten an Rhein und Ruhr denken darüber nach, eine Aktiengesellschaft zu gründen, um an Geld zu gelangen. Der Vorstand dieser Piraten-AG könnte mit Parteimitgliedern besetzt werden, der Aufsichtsrat aus dem Parteivorstand bestehen. Ziel der Unternehmensgründung: der Verkauf von Aktien, um deren Erlös der Partei zukommen zu lassen.„So etwas hat die Parteienlandschaft noch nicht gesehen. Es wäre die weltweit erste Parteiaktie”, sagt Matthias Schrade, Pirat und Finanzanalyst aus Düsseldorf. Die Gründung einer Aktiengesellschaft sei dabei ein Routinevorgang, sagt er. Bis zur Eintragung ins Handelsregister dauere es im besten Fall nur eine Woche. „Und am Tag danach könnten wir theoretisch die Aktien aus dem Drucker lassen”, ist sich Schrade sicher.
25 Euro für eine Piraten-Aktie
Die Piraten-Aktie soll ein Schmuckstück werden. Schrade denkt an ein bunt bedrucktes Sammlerstück „zum an die Wand hängen”. Er hat einen ersten Entwurf bereits angefertigt. Auf dem DIN-A4-großen Papierbogen ist ein großes schwarzes Piratenschiff vor einem Sonnenuntergang abgebildet, ein schickes Motiv. Es sei auch möglich, limitierte Wertpapierausgaben, kleine Serien von Piraten-Aktien und künstlerisch gestaltete Sonderauflagen auszugeben. Die Aktie könne so zum ausgefallenen Geschenkartikel werden.
Eine Piraten-Aktie soll 25 Euro kosten. Schrade sieht eine „reelle Chance”, 10.000 Stück davon zu verkaufen und somit eine Viertelmillion Euro einzunehmen. Deutschlandweit gebe etwa zehn Millionen Aktionäre und eine hohe sechsstelliger Zahl von Aktienliebhabern, schätzt der Jungunternehmer, der selbst originelle Wertpapiere sammelt: „Da sollte es kein Problem sein, so viele Aktien zu verkaufen.” Als Kapitalanlage seien die Piraten-Wertpapiere hingegen nicht geeignet — noch nicht. Erst wenn Piraten-Artikel wie T‑Shirts, Pullover und Kappen über die Aktiengesellschaft zentral vertrieben würden, wäre dies auch für Investoren lukrativ.
Aktien als Souvenir, das habe Beate Uhse vor einigen Jahren auch schon versucht, sagt der Düsseldorfer Aktienrechtler Ulrich Noack. Von der Konstruktion sei das Vorhaben der Piraten ohne weiteres machbar. Dem Juristen leuchte jedoch nicht ein, weshalb die Piraten extra eine Aktiengesellschaft gründen wollen: „Sie könnten auch schicke Dankesschreiben an ihre Spender schicken. Das würde auf dasselbe hinaus kommen” und fügt hinzu: „Offenbar haben Aktien noch immer einen besonderen Sexappeal.”
Der Parteienrechtler Sebastian Roßner von der Uni Düsseldorf äußert Bedenken. Die Piraten-AG sei schließlich nur ein „kreativer Durchlauferhitzer für Parteispenden” und funktioniere als Sammelstelle. Die Aktionäre müssten daher benannt und die Höhe ihrer Anteile veröffentlicht werden, um nicht gegen Transparenzvorschriften zu verstoßen. Das sei wiederum mit einem Mehraufwand verbunden.”
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